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Deutschlands größtes Raubtier

  • Autorenbild: C. B.
    C. B.
  • 6. März
  • 3 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 16. Apr.


Welches ist unser größtes heimisches Raubtier?

Um die Frage seriös zu beantworten, muss zunächst der Begriff geklärt werden. Umgangssprachlich gelten alle Tiere, die andere Tiere jagen und fressen als Raubtiere. Demnach wäre also etwa ein Hai ebenso ein Raubtier wie ein Delfin, ein Falke oder eine Spinne. Dies entspricht jedoch nicht der wissenschaftlichen Definition.


Kein "echtes" Raubtier: der Delfin (Foto: S. Elmore)
Kein "echtes" Raubtier: der Delfin (Foto: S. Elmore)

Raubtiere im wissenschaftlichen Sinne

„Raubtiere“ (Carnivora) sind eine Ordnung innerhalb der Säugetiere und umfassen nur die Katzenartigen (z. B. Katzen, Hyänen, Fossa) und Hundeartigen (z. B. Wölfe, Füchse, Bären). Das heißt, Bären gelten als Raubtiere, obwohl sie Allesfresser sind. Ein Hai aber ist kein Raubtier im zoologischen Sinne, da er weder Hunde- noch Katzenartiger ist.

Die Abbildung macht es anschaulicher.

Systematik der Raubtiere. Der obere Ast zeigt die Katzenartigen (Feliformia), der untere die Hundeartigen (Caniformia) (Grafik: various)
Systematik der Raubtiere. Der obere Ast zeigt die Katzenartigen (Feliformia), der untere die Hundeartigen (Caniformia) (Grafik: various)

Das größte heimische Raubtier – ein Meeresgigant?

Nach umgangssprachlicher Definition könnte der Pottwal (bis zu 20 Meter und 50 Tonnen) unser größtes Raubtier sein. Doch er kommt in deutschen Gewässern nur extrem selten vor und gilt daher nicht als heimisch. Und zu den Hunde- oder Katzenartigen gehört er als Wal auch nicht. Also ist er zwar das größte räuberische Tier, das man bei uns antreffen kann, aber eben kein Raubtier. Gleiches gilt natürlich auch für Delfine.

Keine "echten" Raubtiere: die Pottwale (Foto: G. Barathieu)
Keine "echten" Raubtiere: die Pottwale (Foto: G. Barathieu)

Also ist der Bär unser größtes Raubtier?

Der Eurasische Braunbär ist zwar ein Allesfresser, aber zoologisch ein Raubtier. Und mit über 200 Kilo Gewicht und aufgerichtet über zwei Metern Größe ist er eine wahrlich imposante Erscheinung. Infolge gnadenloser Ausrottung gilt er in Deutschland aber seit fast 200 Jahren als ausgestorben. Einzelne Sichtungen (z. B. "Bruno") ändern nichts daran, dass der Bär nicht mehr zu den heimischen Raubtieren zählt.

Braunbär (Foto: J. M. P. Ortego)
Braunbär (Foto: J. M. P. Ortego)

Bleibt nur noch der Wolf

Der Eurasische Wolf (Canis lupus lupus) war wie der Bär in Deutschland ausgerottet, ist im Unterschied zu diesem aber seit Ende des 20. Jahrhunderts wieder heimisch, vermehrt sich bei uns und breitet sich aus. Und er kann immerhin über 50 Kilo schwer werden, womit Isegrim tatsächlich Deutschlands größtes Landraubtier ist. Aber eben nur an Land, denn der wahre "Champion" lebt im Wasser.


Deutschlands größtes Landraubtier: Der Eurasische Wolf (Foto: C. Brueck)
Deutschlands größtes Landraubtier: Der Eurasische Wolf (Foto: C. Brueck)

And the winner is: die Kegelrobbe

Die Kegelrobbe (Halichoerus grypus) ist mit bis zu 300 Kilo Gewicht und 2,5 Metern Länge unser größtes heimisches Raubtier. Sie ist eine von zwei heimischen Robbenarten. Mit ihrem kleineren Verwandten, dem bis zu 100 Kilo schweren Seehund (Phoca vitulina) ist die Kegelrobbe aber schon durch ihre Größe und auch die markante Kopfform kaum zu verwechseln.

Kegelrobbe (Foto: M. Wlodarczyk)
Kegelrobbe (Foto: M. Wlodarczyk)
Seehund (Foto: C. Brueck)
Seehund (Foto: C. Brueck)

Großes Beutespektrum

Die Nahrung der Kegelrobbe besteht vor allem aus Fisch, Krebsen und Tintenfischen. Doch auch vor größerer Beute schreckt sie nicht zurück. Sie macht sogar Jagd auf Seehunde und die bis zu zwei Meter großen Schweinswale.* Menschen gegenüber sind sie scheu und damit keine Gefahr. Allerdings kommt es z. B. auf Helgoland, wo die Robben an Menschen gewöhnt sind, immer wieder zu Kratzern oder Bissverletzungen bei Badegästen. Auf der Insel geht man aber davon aus, dass es sich dabei nicht um Feindseligkeit oder gar Fressversuche handelt, sondern nur um Neugier oder Spieltrieb, wie wir es auch von Hunden kennen. Wenn sie jedoch ihre Jungtiere gefährdet sehen, können Kegelrobben auch dem Menschen gegenüber sehr aggressiv werden.



Großes Beutetier: der Schweinswal (Foto: M. Wernicke)
Großes Beutetier: der Schweinswal (Foto: M. Wernicke)
Kegelrobbe (Foto: C. Rosenbaum)
Kegelrobbe (Foto: C. Rosenbaum)
Schädel und Gebiss einer Kegelrobbe (Foto: patriciawla)
Schädel und Gebiss einer Kegelrobbe (Foto: patriciawla)

Wieder in Nord- und Ostsee zuhause

Insbesondere auf Druck der Fischerei wurde die Kegelrobbe lange Zeit stark bejagt, so dass sie Anfang des 20. Jahrhunderts im Wattenmeer der Nordsee fast und in der deutschen Ostsee sogar gänzlich ausgerottet war. Heute ist sie bei uns geschützt und im Wattenmeer oder um Helgoland wieder regelmäßig zu beobachten – wenn auch deutlich seltener als der Seehund. An der Ostseeküste haben sich die Bestände ebenfalls erholt. Die Ostsee-Kegelrobbe ist übrigens nicht identisch mit der in Nordsee, sondern gilt als die eigenständige Unterart Halichoerus grypus balticus.



Kegelrobben (Foto: C. Brueck)
Kegelrobben (Foto: C. Brueck)

Und welches ist das kleinste deutsche Raubtier?

Wenn wir schon beim Thema sind: Das kleinste „echte“ Raubtier Deutschlands ist das Mauswiesel (Mustela nivalis). Der winzige Marder wird samt Schwanz 20 bis 30 Zentimeter lang und kaum schwerer als 100 Gramm. Dabei ist er extrem schlank, so dass er seine Hauptbeute, Mäuse, sogar in ihren Tunneln jagen kann. Er ist nicht nur in Europa weit verbreitet, sondern auch in Nordafrika, Nordamerika und Asien.

Das Mauswiesel ist nicht nur das kleinste Raubtier Deutschlands, sondern der ganzen Welt!


Mauswiesel (Foto: K. Law)
Mauswiesel (Foto: K. Law)

Quellen:

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